Freitag, Juli 21, 2006

TomTom führt mich in den tiefen dunklen Wald...

Ich habe mir vor etlichen Wochen ein mobiles TomTom-Navi gegönnt und hatte bislang auch nur gute Erfahrungen machen können.

Nun wollte ich aber mal etwas experimentieren und habe dem Gerät mitgeteilt, dass es mich doch bitte auf dem kürzesten Weg zum Ziel bringen möge.
Vergleichsmöglichkeiten zwischen kürzester und schnellster Wegführung habe ich bislang nur durch Programme wir Map'n'Guide oder MS AutoRoute. Daher war ich in diesem Real-Life-Test schon gespannt, woher man so fährt, wenn das Navi die alleinige Kontrolle über mein Tun hat.

Was mir schon nach wenigen Kilometern auffiel war, dass das Gerät wirklich eine andere Strecke wählt, wenn man dabei auch nur 3m einpsaren kann.
Wir haben hier eine Autobahn, die annähernd parallel zu einer Hauptverkehrsstrasse führt. Das Navi führte mich quer durch die Stadt über eben jene Hauptstrasse, die mit ca. sieben Ampelanlagen bespickt ist. Gespart habe ich wenige Meter, dafür aber viel Zeit investiert, da viele Ampeln auf Rot standen.

Die nächste Auffahrt sollte ich dann aber dennoch nehmen, um meinem Ziel näher zu kommen.
Dann wieder von der Autobahn ab und durch einen Ort, den ich sehr gut kenne, da ich dort auch wohne. :)
Anstatt der gut ausgebauten Hauptstrasse zu folgen, schickt mich das Navi kreuz und quer durch die Straßen der Wohngebiete, wo ich mich im ZickZack-Kurs einer schmalen Straße nähere, die mit einem Schild versehen ist. "Anlieger frei". - Danke! Also bin ich wieder umgekehrt und habe die Hauptstrasse genommen und musste das vielfache "Drehen Sie nach möglichkeit um!" ignorieren.

Ok, es wäre sicher die kürzeste Strecke gewesen, aber hat man da nicht noch eine gewisse Optimierung eingebaut, die das Fahren durch enge Wohngebiete verhindert? Und dann steht man noch vor einem Verbotsschild.

Aber der absolute Hammer kam dann noch.
Ich fahre also weiter über mir bekannte teilwese sehr schlechte Landstrassen und wede plötzlich gebeten rechts abzubiegen.
Hmm, dachte ich. Hier soll es lang gehen? Da ist doch nichts außer Wald.
Ich bin also brav abgebogen und habe auch nach Verbotsschildern (Nur Land- und Forstbetrieb usw.) gesucht, aber nichts gefunden.
Was dann kam, war der absolute Kracher.
Das System führte mich quer durch eine 3km lange Waldstrecke.

Der Weg zeigte aber keinerlei Verbotsschilder, so dass ich mich mutig in mein Bush-Abenteuer stürzte.


Was habe ich wirklich an Strecke gespart. Nur auf diesen Abschnitt bezogen.
Es sind einige hunder Meter. Ja klar, die habe ich in der Tat gespart.
Dafür war ein Fahren schneller als 15km/h nicht ansatzweise möglich und teilweise musste man bedingt durch den dichten Bewuchs zwischen der beiden Fahrrinnen sehr aufpassen.

Bei den Navi-Herstellern habe ich mal gelesen, dass deren Mitarbeiter sämtliche Strecken innerhalb von drei Jahren einmal abfahren, um das System ständig aktuell zu halten. Autobahnen werden wohl jährlich geprüft. Land- und Bundesstrassen je nach Priorität alle zwei Jahre und alle anderen Klein(st)strassen werden spätestens alle drei Jahre einmal abgefahren. Wer aber will mir erzählen, dass ein Mitarbeiter von TomTom mit seinem Messwagen quer durch diesen Wald fährt, um dessen Wegführung nachzumessen? Von allein fährt da doch niemand lang.

Ich werde die Option "Kürzeste Wegstrecke" sicher so schnell nicht wieder nutzen. Wer weiß wo man da ankommt, wenn man sich absolut nicht auskennt.

Aber so lernt man seine Heimat auch mal intensiver kennen.
In diesem Sinne...

Schönes Wochenende!